Informationen für Eltern
Liebe Eltern,
die Eingewöhnung stellt Sie als Familie vor einige Herausforderungen. Jeder von Ihnen erlebt diese aufregende Zeit mit unterschiedlichen Gefühlen, Erwartungen und Bedürfnissen. Bis jetzt haben hauptsächlich Sie als Eltern für das Wohl Ihres Kindes gesorgt, und viele vertraute Momente haben diese intensive Zeit geprägt: von der Schwangerschaft, bis zur Geburt Ihres Kindes und die erste Zeit danach, in der es darum ging, sich als Familie kennenzulernen und in die neue Rolle als Mutter oder Vater hineinzufinden. Dies haben Sie geschafft!
Jetzt stehen Sie vor dem nächsten großen Schritt: die Eingewöhnung Ihres Kindes in eine außerfamiliäre Betreuung. Nach einer intensiven gemeinsamen Zeit werden nun auch andere Menschen eine wichtige Rolle im Leben Ihres Kindes spielen, auch wenn Sie weiterhin die Hauptbezugsperson für Ihr Kind bleiben werden. Allen Beteiligten in der Betreuungseinrichtung ist bewusst, dass diese Zeit für Sie als Eltern mit ambivalenten Gefühlen verbunden sein kann. Auch Sie als Eltern benötigen eine professionelle, empathische Begleitung während der Eingewöhnung, um Sicherheit und Vertrauen zur pädagogischen Fachkraft Ihres Kindes aufbauen zu können.
Das Partizipatorische Eingewöhnungsmodell bietet Ihnen und Ihrem Kind einen Raum, in dem Sie mit Ihren Bedürfnissen und Wünschen gesehen, gehört und aktiv eingebunden werden. Die folgende detaillierte Erläuterung möchte Ihnen so viele Fragen wie möglich beantworten und Ihnen helfen, sich in diesem Prozess wohl und sicher zu fühlen. Wenden Sie sich mit Ihren eventuell noch offenen Fragen jederzeit an die pädagogische Fachkraft, die Sie während des Eingewöhnungsprozesses begleiten wird.
Warum müssen Kinder eingewöhnt werden?
In der ersten Zeit mit Ihrem Kind haben Sie als Eltern hauptsächlich allein für die Bedürfnisse Ihres Kindes gesorgt. Ihr Kind kennt Ihre familiären Strukturen daher sehr gut und als Familie sind Sie ein eingespieltes Team. In der Betreuungseinrichtung begegnet Ihr Kind neuen Alltagsstrukturen und Räumlichkeiten, die zu neuen spannenden Erfahrungen einladen. Es lernt neue Menschen kennen, die nun auch seine alltäglichen Bedürfnisse stillen werden; sei es das Begleiten von Mahlzeiten, das Wickeln oder das Schlafenlegen. Ihr Kind wird täglich anderen Kindern und Erwachsenen begegnen. Jedes Kind erlebt in seiner eigenen Familie individuelle Rituale und Umgangsweisen mit Alltagsmomenten, die dazu kulturspezifisch sein können. Auch die Einrichtung hat ihre ganz eigenen Rituale, die für das Kind vielleicht neu sind. Es geht um ein gegenseitiges Kennenlernen in dieser Zeit: Die pädagogischen Fachkräfte möchten Sie als Familie kennenlernen und Sie die pädagogischen Fachkräfte. Ihr Kind wird täglich viele neue Eindrücke sammeln. Es wird etwas Zeit benötigen, um all das Neue kennenzulernen und einordnen zu können und dabei Sicherheit und Vertrauen aufzubauen.
Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Kinder einen sanften Übergang brauchen, um diese Schritte gut zu bewältigen. Es wurde auch deutlich, dass Kinder bei diesem Übergang eine enge Bezugsperson als sicheren Hafen brauchen, bis sie die neuen Alltagsstrukturen verinnerlicht und Vertrauen zu den neuen Menschen aufbaut haben; dies benötigt Zeit und geht nicht von heute auf morgen. Planen Sie vier bis sechs Wochen für eine Partizipatorische Eingewöhnung ein, um eine Stressüberflutung bei Ihrem Kind (und vielleicht auch bei Ihnen selbst) zu vermeiden. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass jedes Kind eine Eingewöhnung benötigt, egal ob es sich während der Eingewöhnung eher anhänglich zeigt oder den Anschein macht, Sie gar nicht zu brauchen.
Nehmen Sie sich Zeit für diesen wichtigen Schritt in der kindlichen Entwicklung! Eine zu schnelle Eingewöhnung, in der das Kind keine gute Beziehung zur pädagogischen Fachkraft aufbauen kann, oder in der die Signale des Kindes oder der Eltern nicht ausreichend wahrgenommen werden, kann hohen Stress für Kinder auslösen, der für ihre Entwicklung schädlich sein kann. Nehmen Sie sich Zeit für diese neue Lebensphase, um einen fließenden Übergang zu ermöglichen.
Welche Rolle übernehmen Sie als Eltern?
- sich aktiv am Eingewöhnungsprozess beteiligen und mitgestalten;
- sich Ihrem Kind gegenüber wie gewohnt verhalten und dementsprechend auf die kindlichen Signale reagieren;
- für das Kind ein „sicherer Hafen“ sein;
- sich selbst als Elternteil mit seinen Gedanken und Gefühlen ernst nehmen und diese gern benennen;
- sich Stück für Stück zurückziehen, um den Beziehungsaufbau zur pädagogischen Fachkraft zuzulassen.
Die Phasen der Partizipatorischen Eingewöhnung aus Elternsicht
1. Phase: Informieren und die Eingewöhnung vorbereiten
Lernen Sie die Betreuungseinrichtung kennen! Sie dürfen gern in der Einrichtung hospitieren, um sich selbst einen ersten Eindruck zu verschaffen.
In einem vorbereitenden Gespräch dürfen Sie gern alle Fragen stellen, die Ihnen hinsichtlich der Einrichtung, der Alltagsstrukturen, der pädagogischen Arbeit und der Eingewöhnung wichtig sind. Darüber hinaus erwartet Sie ein offenes Ohr für Ihre Wünsche, Erwartungen und Befürchtungen bezüglich der Eingewöhnung und der Einrichtung selbst. Im Partizipatorischen Eingewöhnungsmodell sind eine offene Gesprächskultur und ein wertschätzender Umgang miteinander Grundlage für den Beziehungsaufbau.
Damit Verhaltensweisen Ihres Kindes und vielleicht auch von Ihnen während der Eingewöhnungszeit und darüber hinaus für die pädagogischen Fachkräfte besser zu verstehen sind, ist es sehr hilfreich, wenn Sie über die Interessen, Vorlieben und Abneigungen Ihres Kindes sprechen. Dabei können auch Einblicke in die Schwangerschaft, die Geburt oder das erste Lebensjahr Ihres Kindes von Bedeutung sein. Sowohl positive Erlebnisse wie auch schwierige Ereignisse und Besonderheiten erhalten hier ihren Raum. Je mehr die pädagogischen Fachkräfte an Ihrer Eltern-Kind-Geschichte teilhaben dürfen, desto besser und individueller können sie auf Sie und Ihr Kind eingehen.
2. Phase: Ankommen in der Einrichtung
Nehmen Sie sich mit Ihrem Kind die Zeit, die Sie benötigen, um den noch fremden Ort zu einem vertrauten Ort zu machen. Sprechen Sie gern jederzeit die pädagogischen Fachkräfte an, wenn Sie Unterstützung benötigen. Ein zentraler Aspekt dieser Phase ist, dass Sie und Ihr Kind alles in Ruhe kennenlernen dürfen und dadurch Sicherheit gewinnen. Nehmen Sie sich Zeit, die Alltagsstrukturen und die Menschen, insbesondere den*die Bezugserzieher*in, in der Einrichtung kennenzulernen. Ihrer Anwesenheit als Elternteil wird eine bedeutende Rolle zugeschrieben, da Sie als Experte*in für Ihr Kind der Fachkraft wichtige Informationen geben können und Ihr Kind Sie als sicheren Hafen benötigt, um diese neuen und herausfordernden Erlebnisse einordnen und meistern zu können. Vertrauen Sie Ihrem Kind, dass es sich die Sicherheit, die es von Ihnen benötigt, holen wird. Achten Sie auf die Signale Ihres Kindes und reagieren Sie feinfühlig darauf. Ihr Kind benötigt Sie, um diesen unbekannten Ort zu einem vertrauten Ort werden zu lassen. Durch Ihre Anwesenheit wird es sich trauen, seinen natürlichen Erkundungsdrang auszuleben. Eine vertraute familiäre Begleitung spielt hierbei eine wichtige Rolle. Dies bedeutet auch, dass Sie in der allerersten Zeit dafür da sind, die Bedürfnisse Ihres Kindes zu stillen, so wie es dies von zu Hause gewohnt ist, z. B. füttern, wickeln, trösten und mitgehen, um etwas Neues kennenzulernen. Der*Die Bezugserzieher*in wird Sie gern dabei begleiten und mit Ihnen stets in einem engen, persönlichen Austausch stehen, aber in dieser Phase sind vor allem Sie Ansprechpartner*in Ihres Kindes.
Scheuen Sie sich nicht davor, Ihre Fragen, Gedanken und Empfindungen mitzuteilen oder die Pädagog*innen vor Ort zu fragen, wenn Sie unsicher sind, ob Sie etwas tun dürfen oder nicht. Grundsätzlich gilt: Sie sind eingeladen, im Tempo Ihres Kindes an allen Situationen des pädagogischen Alltags teilzunehmen. Wenn Sie merken, dass Ihr Kind für bestimmte Dinge noch nicht bereit ist, wie z. B. am Morgenkreis teilzunehmen, beobachten Sie und Ihr Kind das Ganze einfach aus der Ferne; Ihr Kind kann in der Zeit einfach weiter den Raum erkunden und in Ihrer Anwesenheit spielen. Wenn Sie bspw. merken, dass Ihr Kind müde wird, können Sie dies der pädagogischen Fachkraft mitteilen und gemeinsam überlegen, ob es sinnvoll ist, den Eingewöhnungstag an dieser Stelle zu beenden. Sorgen Sie für sich und Ihr Kind. Die 2. Phase dauert in etwa eine Woche. Da aber jede Eingewöhnung individuell verläuft, dient diese Zeitangabe lediglich der Orientierung.
Um einen umfassenden Eindruck vom alltäglichen Ablauf in der Einrichtung zu bekommen, sollten Sie sie zusammen mit Ihrem Kind zu unterschiedlichen Tageszeiten besuchen. Kommen Sie morgens, sodass Sie das Frühstück und den gemeinsamen Morgenkreis miterleben können, und kommen ein anderes Mal etwas später, um mit Ihrem Kind das Freispiel zu erleben. Wenn Sie bereits erste Erfahrungen gesammelt haben, können Sie und Ihr Kind den Übergang zum Mittagessen und die Vorbereitung für den Mittagsschlaf begleiten. Und natürlich dürfen Sie auch erst zum Nachmittag kommen, damit Ihr Kind auch diese Zeit, wenn alle Kinder wach werden und später von ihren Eltern abgeholt werden, kennenlernen kann. Diese verschiedenen Situationen hautnah zu erleben, hilft Ihnen und Ihrem Kind, ein Gefühl für die täglichen Abläufe zu bekommen und Sicherheit darüber zu erlangen, was als Nächstes kommt. Besprechen Sie mit der Sie begleitenden pädagogischen Fachkraft, wann Sie am nächsten Tag am besten kommen sollten, sodass sowohl die Bedürfnisse Ihres Kindes als auch die der anderen Kinder gut erfüllt werden können.
3. Phase: In Kontakt gehen
Den Übergang zu dieser Phase werden Sie wahrscheinlich als fließend erleben. Kinder, die sehr offen sind, durchleben die 2. und 3. Phase fast zeitgleich. In der 3. Phase wird Ihr Kind immer öfter auf Kontaktangebote seitens der pädagogischen Fachkraft oder der anderen Kinder eingehen und gleichzeitig Sie als Rückversicherung benötigen. Dieses Sicherheitsbedürfnis des Kindes sollten Sie stets stillen und es in dieser Phase begleiten. Wenn Ihr Kind Ihr Wohlwollen und Einverständnis spürt, kann es sich besser auf die neuen Kontakte einlassen. Es kann auch sein, dass Ihr Kind selbst aktiv Kontaktversuche zur pädagogischen Fachkraft oder den anderen Kindern unternimmt. Da jede Eingewöhnung individuell verläuft, bedarf es auch einer individuellen und flexiblen Zeitplanung. Den Erfahrungswerten nach findet der Übergang zur 3. Phase meist ab Mitte/Ende der ersten Eingewöhnungswoche statt; er kann aber auch später erfolgen.
4. Phase: Beziehungen aufbauen
Ihr Kind wird nun vermutlich mehr Kontakt zur pädagogischen Fachkraft aufnehmen und offen für deren Kontaktangebote sein. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie damit einverstanden sind, und bestätigen Sie es darin, die Kontaktversuche anzunehmen. Falls Sie jedoch diesbezüglich ein ungutes Gefühl haben oder merken, dass Ihr Kind keinen Kontakt zur pädagogischen Fachkraft aufnehmen möchte, sprechen Sie sie gern an, damit Unstimmigkeiten geklärt werden können.
Nun ist es an der Zeit, dass die Fachkraft Stück für Stück mehr für das Kind zuständig wird und nicht mehr nur Spielangebote macht, sondern auch Pflegeaufgaben wie Händewaschen, Anziehen oder das Begleiten beim Essen übernimmt. Es ist wichtig, dass Ihr Kind das Tempo dieser Schritte mitgestalten kann. Deshalb ist auch hier ein täglicher Austausch mit der Fachkraft hinsichtlich der Signale Ihres Kindes wichtig. Geben Sie der pädagogischen Fachkraft gern Hinweise, wie der Beziehungsaufbau besser gelingen kann. Umgekehrt wird die pädagogische Fachkraft vielleicht auch Ihnen Hinweise geben, um Sie in diesem ersten Loslösungsprozess zu unterstützen und der neuen Beziehung zwischen Kind und Pädagog*in Raum zu geben. Meist steht der Beziehungsaufbau in der zweiten Eingewöhnungswoche im Fokus; manche Kinder beginnen schon früher damit, andere brauchen etwas länger dafür. In dieser Phase können sich auch biografische Erfahrungen aus der Zeit vor der Eingewöhnung zeigen, wenn es bspw. Ihrem Kind schwerfällt in Kontakt zu gehen, oder aber es Ihnen schwerfällt den Kontakt zu den pädagogischen Fachkräften gut zuzulassen. Es ist allen bewusst, dass auch bei Ihnen als Eltern in dieser Zeit Unsicherheiten und ambivalente Gefühle ausgelöst werden können. Sprechen Sie über Ihre Gefühle; es hilft allen Beteiligten (auch Ihrem Kind) die aktuelle Situation besser zu verstehen. Die pädagogische Fachkraft wird mit Ihnen überlegen, wie solche Gespräche am besten stattfinden können. Einige Fachkräfte vereinbaren Telefongespräche am Nachmittag oder Abend, andere verabreden sich mit Ihnen für ein Gespräch ohne Kind in der Einrichtung, wenn sich dies einrichten lässt. Melden Sie Gesprächsbedarf zeitnah an; vieles kann sicher auch direkt vor Ort geklärt werden.
Wenn sich die Beziehung zum*zur Bezugserzieher*in Stück für Stück aufbauen konnte, wird ein fließender Übergang in die nächste Phase erfolgen. Wenn der Prozess an dieser Stelle stockt, muss zunächst geklärt werden, was noch aus dem Weg geräumt werden sollte, damit der Beziehungsaufbau gelingen kann. Am erfolgversprechendsten ist es, wenn sich Pädagog*in und Elternteil gemeinsam auf den Weg machen, die Ursache zu finden und die Beteiligten offen für Selbstreflexion sind.
5. Phase: Sich in der Einrichtung wohlfühlen
Wenn Sie mit Ihrem Kind morgens in die Einrichtung kommen und Sie sehen, dass Ihr Kind freudig die Einrichtung betritt, den*die Bezugserzieher*in begrüßt, Blickkontakt und vielleicht sogar schon Körperkontakt zu ihm*ihr aufnimmt, sich eventuell bereits auf eine bestimmte Sache freut und diese zielsicher ansteuert, dann signalisiert es Ihnen: „Ich fühle mich hier wohl.“ In dieser Phase reagiert Ihr Kind nicht nur auf die pädagogische Fachkraft, sondern nimmt auch von sich aus immer einmal wieder Kontakt zu ihr auf, um ihr z. B. etwas zu zeigen oder mit ihr gemeinsam irgendwohin zu gehen. Ihr Kind hat nun einen guten Kontakt zum*zur Pädagog*in. Es orientiert sich auch an den anderen Kindern und zeigt Interesse an bestimmten Kindern oder deren Spielprozessen. Ihr Kind schaut in dieser Phase nicht mehr so oft nach Ihnen, wenn es dies in den ersten Phasen getan hat. Es ist vertieft in sein Tun und scheint sich dabei wohlzufühlen. Sie können sich immer mehr zurückhalten, während die Fachkraft immer mehr für Ihr Kind da ist. Es wird jetzt auch wichtig, dass Sie der Fachkraft den Vortritt lassen, um die Beziehung zu Ihrem Kind auszubauen. Vielleicht können Sie sich einen Tee oder Kaffee aus der Küche holen – Sie sagen Ihrem Kind natürlich Bescheid, dass Sie das tun, und schauen, ob es damit einverstanden ist. Es geht hier noch nicht um eine richtige Trennung, sondern darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sicher sich Ihr Kind in der Gruppe mit dem*der Bezugserzieher*in fühlt.
6. Phase: Bereit für den Abschied
Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Einrichtung für Sie und Ihr Kind zu einem sicheren, vertrauten Ort geworden ist, wird es Zeit, über die ersten Trennungsversuche nachzudenken.
Folgende Entscheidungskriterien können Ihnen helfen, dies einzuschätzen:
- Ihr Kind erkundet die nähere Umwelt auch ohne Sie. Es versichert sich nicht permanent durch Blicke, Zurücklaufen oder Rufen, dass Sie noch da sind.
- Ihr Kind verhält sich in der Kita so, wie Sie es von zu Hause gewohnt sind. Es zeigt seine Gefühle und bringt sie so zum Ausdruck, wie es dies auch zu Hause tut.
- Ihr Kind ist in gutem Kontakt mit der pädagogischen Fachkraft, spielt gern mit ihr, geht mit ihr Hände waschen und lässt sich von ihr versorgen, z. B. beim Mittagessen.
- Ihr Kind kommuniziert mit dem*der Bezugserzieher*in und anderen Kindern: Es benutzt Laute, Mimik, Gestik oder Sprache in sozialen Situationen zur Kontaktaufnahme oder zur Fortsetzung der Interaktion mit Personen in der Gruppe.
- Ihr Kind verhält sich responsiv; das bedeutet, es horcht auf, wenn es angesprochen wird, hört zu, wenn mit ihm gesprochen wird, reagiert auf Aktivitäten der pädagogischen Fachkraft, schaut sie an und/oder wendet den Kopf nach ihr.
- Ihr Kind zeigt zielgerichtete Aktivitäten; es erkundet oder spielt. Es hat eine gewisse Ausdauer bei einigen Aktivitäten, interessiert sich für Gegenstände und probiert sich aus. Die Augen bleiben bei der eigenen Aktivität und streifen nicht suchend umher.
- Wenn Ihr Kind etwas benötigt, lässt es sich auch von dem*der Pädagog*in helfen oder es lässt sich trösten, wenn es sich erschreckt oder wehtut. Es gibt Kinder, die in solchen Situationen, trotz eines Beziehungsaufbaus zur pädagogischen Fachkraft, weiterhin bevorzugt die Mama oder den Papa als sicheren Hafen aufsuchen, solange diese in der Nähe sind. Wenn dies bei Ihrem Kind der Fall ist, ist es wichtig zu beobachten, ob es dann, wenn Sie als Elternteil nicht mehr zur Verfügung stehen, den*die Bezugserzieher*in als sicheren Hafen akzeptiert und sich auch von ihm*ihr trösten lässt. Meist ist dies der Fall, wenn dem Beziehungsaufbau genügend Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Wenn Sie mehrere dieser Dinge beobachten können und auch selbst das Gefühl haben, dass Sie so viel Vertrauen in die pädagogische Fachkraft aufbauen konnten, dass Sie Ihr Kind nun mit einem guten Gefühl bei ihr lassen können, können Sie gemeinsam mit der Fachkraft überlegen, wie Sie den ersten kurzen Trennungsversuch von ca. 5–10 Minuten gestalten möchten.
Wenn Sie spüren, dass Sie für eine Trennung noch nicht bereit sind, ist es wichtig, dies der pädagogischen Fachkraft mitzuteilen. Reflektieren Sie auch, woran dies liegen könnte. Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Kind noch nicht so weit ist? Oder fühlen Sie sich selbst mit dem Gedanken unwohl, Ihr Kind das erste Mal „allein“ zu lassen? Die erste Trennung sollte erst dann vollzogen werden, wenn sowohl Ihr Kind (durch sein Verhalten) als auch Sie Ihr Einverständnis geben.
Gerade jetzt sind regelmäßige Gespräche über Ihre Gefühle, Wünsche und Sorgen wichtig. Die Fachkraft wird diese ernst nehmen. Scheuen Sie sich nicht davor, diese offen mitzuteilen, auch wenn es Ihnen schwerfallen sollte.
Sollten alle Beteiligten der Trennung zustimmen, kann die erste Trennung für ca. 5–10 Minuten stattfinden. Sie können sicher sein, dass die pädagogische Fachkraft Sie sofort zurückrufen wird, wenn sie merkt, dass es Ihrem Kind mit der Trennung nicht gutgehen sollte. Dies kann sich äußern, indem sich Ihr Kind als nicht zu trösten zeigt oder aber sich still zurückzieht. Wenn Ihr Kind gut mit der Trennungssituation umgehen konnte, kann diese in den nächsten Tagen wiederholt werden und die Trennungsdauer Stück für Stück im Tempo Ihres Kindes verlängert werden. Da Ihr Kind alle Phasen aus dem neuen Alltag der Einrichtung bereits kennt, wird es schon bald den Vormittag in der Betreuungseinrichtung verbringen können.
Beobachten Sie Ihr Kind auch zu Hause. Es kann sein, dass Ihr Kind nun zu Hause anhänglicher wird und die Nähe zu Ihnen nachholen möchte, die es während der Betreuungszeit nicht mehr hat. Geben Sie Ihrem Kind diese Nähe. Manche Kinder möchten wieder mehr getragen oder gestillt werden. Die vielen neuen Erfahrungen möchten erst verarbeitet werden; vielleicht bemerken Sie dies auch im Schlafverhalten Ihres Kindes. Sprechen Sie gern mit dem*der Pädagog*in über Ihre Beobachtungen, insbesondere wenn die Verhaltensweisen Ihres Kindes Ihnen Sorge bereiten. Falls Ihr Kind überfordert zu sein scheint, ist es wichtig die Option zu haben, einen Schritt zurückzugehen oder den Eingewöhnungsprozess zu verlangsamen.
Wie können Sie erkennen, ob die Eingewöhnung als gelungen angesehen werden kann?
Sie möchten natürlich sicher sein, dass Ihr Kind nun gut eingewöhnt ist und Sie beruhigt gehen können. Beobachten Sie Ihr Kind. Nehmen Sie das Ausbleiben von Weinen oder Unmutsäußerungen nicht als alleiniges Kriterium für eine gelungene Eingewöhnung. Manche Kinder zeigen ihr Unwohlsein auf andere Art und Weise und leiden eher still. Folgende Merkmale können Ihnen helfen zu erkennen, ob die Eingewöhnung Ihres Kindes gelungen ist (Fürstaller, Funder und Datler 2011):
- „Eingewöhnung in die Kinderkrippe kann als gelungen angesehen werden, wenn Kleinkinder in den Situationen der Trennung und des Getrenntseins von ihren primären Bezugspersonen nur mehr in geringem Ausmaß mit negativen Gefühlen zu kämpfen haben und wenn es ihnen zugleich gelingt, den neuen Erfahrungsraum Kinderkrippe als angenehm oder gar lustvoll zu erleben“ (ebd., S. 24).
- „Eingewöhnung kann als gelungen angesehen werden, wenn die Kinder den Menschen und Gegenständen, die sie in der Einrichtung vorfinden, Interesse entgegenbringen und damit befasst sind, das, was sie in der Krippe vorfinden, konzentriert wahrzunehmen, mitzuverfolgen, zu verstehen und explorierend zu erkunden“ (ebd., S. 25).
- „Eingewöhnung kann dann als gelungen angesehen werden, wenn es Kleinkindern gelingt, mit anderen Kindern und Erwachsenen in dynamische soziale Austauschprozesse zu treten“ (ebd.).
7. Phase: Die Einrichtung wird zum Alltag
Wenn Sie und die Fachkraft beobachten können, dass sich Ihr Kind aktiv am Alltags- und Spielgeschehen beteiligt, die Verabschiedung harmonisch verläuft und es sich sichtlich wohlfühlt, dann können die Zeiten nach und nach ausgebaut werden, in denen Ihr Kind in der Einrichtung verbleibt. Auch jetzt steht die pädagogische Fachkraft in einem engen persönlichen Austausch mit Ihnen und bespricht die Einzelheiten, damit Sie Ihr Kind mit einem guten Gefühl für die vereinbarte Zeit in der Einrichtung lassen können.